Theologischer Sinn der Ikone „Unverbrennbarer Dornbusch“

Die Ikone Die Ikone "Nicht verbrennender Dornbusch" ist reich an theologischer Symbolik. Foto: SPZh

Wir analysieren die komplexe Symbolik eines der bekanntesten Ikonenbilder der Gottesmutter: alttestamentliche Prophezeiungen, Christologie und das Dogma der Immerjungfräulichkeit.

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Die Ikone der Gottesmutter «Unverbrennbarer Dornbusch» ist eng mit der Ikone «Christus in Macht» verbunden. Auf beiden sehen wir einen achtzackigen Stern, der den Achten Schöpfungstag symbolisiert. Der Stern ist ein Symbol für Christus, da Er in der Bibel als «Stern aus Jakob» (Num. 24:17) bezeichnet wird. Gleichzeitig wird die Gottesmutter gemäß dem Akathistos als «Stern, der die Sonne zeigt» bezeichnet. Aus diesem Grund kann der Stern sowohl ein Symbol für Christus als auch für die Gottesmutter sein.

Die Idee des Unverbrennbaren Dornbuschs wird weniger durch den Stern als vielmehr durch die Gottesmutter selbst ausgedrückt, die der eigentliche Unverbrennbare Dornbusch ist.

Auf den Ikonen «Unverbrennbarer Dornbusch» und «Christus in Macht» sind in den roten Ecken des hinteren Sterns Tiere abgebildet – Symbole der Evangelisten. Dies entspricht der Vision des Propheten Ezechiel.

Die Ikone ermöglicht es, die Besonderheit der orthodoxen Verehrung der Gottesmutter deutlich zu erkennen, da sie das Thema der Christologie mehrfach berührt. Auf den Ikonen des «Dornbuschs» ist Christus nicht nur als auf dem Schoß der Gottesmutter sitzender Knabe Emmanuel dargestellt, der eine prophetische Schriftrolle hält, sondern auch als Hohepriester in bischöflichen Gewändern und gleichzeitig als König. Dies ist eine Illustration der drei Arten des Dienstes Christi.

Alttestamentliche Vorbilder der Gottesmutter

Auf den meisten Ikonen des «Dornbuschs» sind in den Ecken vier Szenen dargestellt. Wenn man sie im Uhrzeigersinn liest, beginnend oben rechts, symbolisieren sie:

  1. Die Vision Jesajas – der Spross aus der Wurzel Isais (Jes. 11:1);
  2. Der Traum Jakobs – die Leiter in Bethel (Gen. 28:10–22);
  3. Die Vision Ezechiels – die verschlossenen Tore (Ez. 44:1–3);
  4. Die Vision Moses – der Unverbrennbare Dornbusch, der brennende, aber nicht verbrennende Dornenstrauch (Ex. 3).

All diese Bilder sind alttestamentliche Vorbilder der Gottesmutter. Auf vielen Ikonen des «Dornbuschs» ist vor der Brust der Gottesmutter ein Berg zu sehen, von dem sich «ohne Hände» (ohne Zutun von Händen) ein Stein löste (Dan. 2:34). Manchmal ist auf dem Berg ein Bauwerk abgebildet, das den Tempel und die Wohnstätte Gottes symbolisiert. So vereint die Ikone eine Reihe von alttestamentlichen Motiven, die mit der Gottesmutter verbunden sind. Diese Symbole durchziehen auch die kirchlichen Hymnen. Zum Beispiel wird im Irmos des 3. Tons des Kanons der Morgengottesdienste am Montag gesungen:

«Auf dem Berg Sinai sah Moses Dich im Dornbusch, der unverbrennbar das Feuer der Gottheit im Schoß empfing: Daniel sah Dich als unbehauenen Berg, den blühenden Stab, Jesaja rief aus, aus der Wurzel Davids».

Der heilige Ephraim der Syrer sagt in seiner Predigt zum Fest der Verklärung des Herrn:

«Das Wort Gottes wohnte im Schoß der Jungfrau, und das Feuer Seiner Gottheit verbrannte die Glieder des Körpers der Immerjungfrau nicht, sondern bewahrte sie unversehrt für die Dauer von neun Monaten».

Das Dogma der Immerjungfräulichkeit in der Hymnographie

All diese Motive, die in den Werken der heiligen Väter und der orthodoxen Hymnographie zu finden sind, drücken bildhaft eine Idee aus: Maria, die Mutter des Herrn, ist die Gottesmutter und Immerjungfrau, das heißt, sie blieb Jungfrau vor, während und nach der Geburt Christi. Christus wurde «nicht aus Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott» (Joh. 1:13) geboren. Der Dornbusch ist ein Symbol dafür, dass das «Feuer der Gottheit» die Gottesmutter nicht verbrannte: Sie gebar als Jungfrau und blieb Jungfrau.

Zu diesem Verständnis gehören die Vorbilder der «ungesäten Erde» und der «verschlossenen Tore», durch die nur der Herr hindurchgehen kann. Da der Herr in ihren «Schoß» eintrat, wurde dieser Schoß «heilig» und nur für Gott zugänglich. Daher basiert die Behauptung der unzerstörbaren Jungfräulichkeit der Gottesmutter nicht auf Vorstellungen von moralischer Vollkommenheit, sondern auf der theologischen Wahrheit. Christus entnahm Sein Fleisch und Seine menschliche Natur von der Jungfrau Maria und ging nicht einfach durch sie hindurch wie durch einen Kanal, wie es die Häretiker lehrten. Sie, die Gott gebar, wurde zur Brücke zwischen Himmel und Erde und erfüllte das Bild der Jakobsleiter (vgl. Gen. 28), auf der nicht nur Gott selbst, sondern auch die Engel vom Himmel herabsteigen.

Die Gottesmutter wird nicht nur als Himmel, sondern auch als «Weitreichender als die Himmel» bezeichnet, da sie in ihrem Körper den Unbegrenzten und Unbeschreiblichen aufnahm. In ihr vollzieht sich das Geheimnis: «das Endliche umfasst das Unendliche», «der Unfassbare wird im Schoß gefasst».

Von der Christologie zur Theologie der Gottesmutter

Die Grenze zwischen Hymnen zu Ehren Christi und Lobpreisungen der Gottesmutter in der orthodoxen Hymnographie ist fließend. In den Hymnen zur Gottesmutter wird die Christologie in weit größerem Maße besungen als in der Dichtung, die sich direkt an Christus richtet. Gerade in den Hymnen zur Gottesmutter wird von den zwei Naturen in Christus und dem Wunder der Menschwerdung Gottes gesprochen. Zum Beispiel heißt es in der Hymne zur Gottesmutter des 6. Tons, die beim kleinen Einzug der Vesper am Samstag gesungen wird:

«Wer wird Dich nicht preisen, Heiligste Jungfrau? Wer wird nicht Dein reinstes Gebären besingen? Denn der einziggeborene Sohn, der zeitlos vom Vater erstrahlte, ging auch aus Dir, der Reinen, hervor, indem Er unaussprechlich Fleisch annahm, von Natur Gott und von Natur Mensch geworden um unseretwillen, nicht in zwei Personen geteilt, sondern in zwei Naturen unvermischbar erkannt. Ihn bitte, Reine, Allselige, um Erbarmen für unsere Seelen».

Auf der Grundlage der engen Verbindung zwischen Christus und der Gottesmutter werden die Lobpreisungen des Erlösers auf die Jungfrau Maria übertragen. Aus dem «Es ist würdig und recht» vor dem eucharistischen Gebet entstand der schönste Lobgesang zu Ehren der Gottesmutter – «Es ist würdig»:

«Es ist würdig, wahrhaftig, Dich zu preisen, o Gottesgebärerin, die Immergesegnete und Makellose und Mutter unseres Gottes. Ehrwürdiger als die Cherubim und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, die ohne Verderbnis Gott das Wort geboren hat, Dich, die wahre Gottesgebärerin, erheben wir».

Hier wird in der zweiten Hälfte des Hymnus auch das Bild des Unverbrennbaren Dornbuschs beschrieben. Für das orthodoxe Bewusstsein ist die Tatsache, dass die Gottesmutter Gott gebar, ohne Schaden zu nehmen, und dass das «Feuer der Gottheit» ihren Schoß nicht verbrannte, ein und dieselbe Wahrheit. Die Gottesmutter wird als «Ehrwürdiger als die Cherubim und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim&

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