Licht des russischen Landes: Wie der Glaube unsere Kultur erschuf

Von der Zehntkirche und der Sophienkathedrale bis zur Wladimir-Ikone - wir erinnern uns an die großen Meisterwerke der Kiewer Rus, die durch den orthodoxen Glauben geboren wurden.
«O helle und schön geschmückte unser Land! Und mit vielen Schönheiten bist du erstaunt…»
Aus einer Erzählung des 13. Jahrhunderts
Religion begleitet seit jeher die Kultur und ist ihr zentrales Element. Ihr moralisches Potenzial findet seinen Ausdruck in der Welt der Ästhetik, in der Welt der Kunst. Orthodoxe Kunst ist ein ganzes System des Universums, das für Menschen jeder Epoche von großer Bedeutung und Sinnhaftigkeit ist.
Die Geburt der christlichen Kunst in Russland
Ende des 10. Jahrhunderts nahm die Kiewer Rus das Christentum an. Auf Anweisung von Fürst Wladimir wurden die ersten steinernen und hölzernen Kirchen errichtet.
Die Kirche strebte danach, im Volk den neuen Glauben zu festigen, und die Fürsten wollten die «von Gott gegebene Macht» stärken.
Geschickte Meister malten Ikonen, bedeckten die Wände der Kirchen mit Fresken und Mosaiken. Chronisten bewahrten für uns den Namen des Künstlers Alipij Petscherski, der «sehr geschickt im Ikonenmalen war» und für seine Kunst in den Rang der Heiligen erhoben wurde.
Leider sind die frühesten Denkmäler der altrussischen Kultur nicht bis zu uns gelangt. Brände, interne Kriege und Jahrhunderte der tatarischen Herrschaft fügten dem Land und seiner Kultur enormen Schaden zu. Bei den Ausgrabungen des Fundaments der majestätischen Zehntkirche der Entschlafung der Gottesmutter wurden nur wenige Fragmente von Fresken gefunden.


Und doch ist vieles erhalten geblieben: die Kathedralen von Kiew, Nowgorod, Tschernigow, kostbare Mosaiken und Fresken, Reliefs und natürlich Ikonen. In den kanonischen Bildern von Christus, der Gottesmutter und den Heiligen schufen die Maler und Architekten des alten Russland eine künstlerische Chronik ihrer Zeit.
Sophia von Kiew – das Herz der Metropolie
Beim Erforschen der altrussischen Kunst betreten wir eine Welt starker Gefühle und großer Ideen, in denen das geistige Prinzip zweifellos über das Materielle dominiert. Diese Welt eröffnet sich uns in der Architektur, den Fresken und Mosaiken der Sophienkathedrale von Kiew. Die Kathedrale wurde in Zeiten intensiver Bautätigkeit unter Jaroslaw dem Weisen errichtet und wurde zum architektonischen Kern, um den sich das Zentrum des geistigen und kulturellen Lebens des alten Kiew gruppierte.
Auf einem hohen Ufer des Dnepr gelegen, mit seinen glänzenden Kuppeln, beherrschte die Kathedrale die Umgebung.
Aber nicht weniger prächtig war auch ihre Inneneinrichtung. Die Aufmerksamkeit des Eintretenden wurde auf den Altarbereich und den Raum unter der zentralen Kuppel gelenkt, wo das Mosaikbildnis von Christus Pantokrator angebracht ist. In den strengen Gesichtern der Heiligen, in ihren großen dunklen Augen spürt man ein intensives inneres Leben, eine tiefe Überzeugung von der Wahrheit ihres Glaubens.

Über dem Altar erhebt sich die majestätische Figur der Gottesmutter Oranta, die im Volk seit jeher als «Unzerstörbare Mauer» bezeichnet wurde.
Die Menschen glaubten: Solange die Oranta steht, wird auch Kiew bestehen.
Um eine solche emotionale Wirkung zu erzielen, nutzten die Künstler eine reiche Palette: In den Mosaiken der Kiewer Sophia gibt es etwa 130 verschiedene Farbtöne.
Ikone – «Fenster zur himmlischen Welt»
In der Kiewer Rus fanden Ikonen weite Verbreitung. Unter den ältesten sticht das Bild der «Wladimirer» Gottesmutter byzantinischen Ursprungs hervor. Dieses Bild ist voller zarter Lyrik und tiefer Gefühle. An die Wange der Mutter geschmiegt, umarmt das Kind sie um den Hals. In den großen traurigen Augen der Gottesmutter verkörpert sich die erhabenste und wahrhaftigste Heiligkeit der mütterlichen Liebe. Das Bild der "Wladimirer" Gottesmutter diente als Grundlage für die Entstehung einer ganzen Ikonenmalrichtung in Russland, die den Namen «Erbarmen» erhielt.


Zu den bemerkenswerten Denkmälern der Ikonenmalerei des 11.–12. Jahrhunderts gehören auch die Ikonen «Engel mit goldenen Haaren» und «Nicht von Menschenhand geschaffener Erlöser».
Znamenny Gesang – Musik des alten Russland
In der Lebenswelt der Menschen des alten Russland nahm die Musik einen großen Platz ein. Mit der Verbreitung des Christentums erschienen sehr früh auch Notenschriften. Der Gottesdienst wurde von Gesang begleitet, der nach speziellen handschriftlichen Büchern geführt wurde. In ihnen sind neben dem Text auch besondere altrussische Notenzeichen erhalten – «Znamen» oder «Haken». Daher der Name – Znamenny Gesang.

Dieses einzigartige Notensystem fand weite Verbreitung und nahm nach dem 14. Jahrhundert eine dominierende Stellung im Kirchengesang ein.
Bereits ab dem 12. Jahrhundert unterscheiden sich in den Gesangshandschriften zwei Hauptnotensysteme: das Kondakar- und das Znamenny-System.
Das erste wurde aus Byzanz übernommen. Es stellte ein komplexes zweizeiliges System



