Der Mensch ist ein Instrument im Orchester der Ewigkeit

Die Gnade wird von Herz zu Herz weitergegeben. Foto: SPJ Die Gnade wird von Herz zu Herz weitergegeben. Foto: SPJ

Der Philosoph Jean Feignot entschied, dass es sich lohnt, den Internationalen Tag der Unendlichkeit am achten Tag jedes Monats zu feiern. Seitdem ist es so, wenn man einigen Kalendern Glauben schenkt.

Das Symbol der Unendlichkeit – eine umgedrehte Acht. Wir leben am siebten Tag der Schöpfung. Aber der kommende Tag, der kein Ende haben wird, wird von der Kirche der achte genannt. Können wir dieses Geheimnis schon jetzt berühren? Die Weisen sagen ja. Denn die Unendlichkeit dringt in alles Endliche ein, so wie die Ewigkeit in der Zeit präsent ist.

Das Ewige im Zeitlichen zu sehen – das ist das Wesen der spirituellen Erfahrung.

Mit jeder unserer Handlungen, die einen Anfang und ein Ende hat, knüpfen wir einen Knoten unserer ewigen Freude oder unseres ewigen Leids. Indem wir in der Zeit leben, zeichnen wir, ohne es zu verstehen, die Muster unserer Ewigkeit.

Mit Verstand und Herz: zwei Wege der Erkenntnis

Das Zeitliche und Endliche lebt in unserem Gehirn, das Ewige und Unendliche – in unserem Herzen. Solange der Mensch mit dem Verstand lebt, gleicht er einem Blinden, der tastend auf einer unbekannten Straße geht. Doch sobald er seine Verbindung zu Gott im Herzen spürt, sieht er nichts anderes mehr als Ihn. In allem, was geschieht, sieht der Weise keine zufälligen Umstände, sondern zwei Hände Gottes. Die eine gibt ihm das Gute und Süße, die andere – das Bittere und Böse. So arbeitet der Große Töpfer an seinem Werk. Deshalb widersetzt sich der weise Mensch nicht der Vorsehung, sondern demütigt sich, indem er sich ganz auf Denjenigen verlässt, der weiß, was zu tun ist.

All unser Schmerz und alle unsere Stürze sind mit unserem Willen verbunden, der sich dem Willen Gottes widersetzt.

Der traurige Fakt ist, dass wir auch heute noch versuchen, Gott und Seine Gebote mit dem Verstand zu verstehen, nicht mit dem Herzen.

Von klein auf hat das weltliche Bildungssystem nur unseren Verstand angesprochen: wir lernten, erinnerten uns, erzählten nach.

Aber die gesamte Erfahrung der Kirchenväter sagt, dass die Gnade von Herz zu Herz übertragen wird, über alle Worte hinaus. Weisheit kann man nicht lernen, man kann sie nur mit dem Geist aufnehmen. Das Problem unserer spirituellen Bildung besteht darin, dass wir versuchen, das Wesen der Orthodoxie nicht durch die Tür, sondern durch die Wand zu durchdringen, indem wir uns mit den Zähnen des Verstandes in den Granit der Wissenschaft beißen.

Wir brauchen einen «Herzensfasten»

Bald beginnt das strenge, wenn auch kurze, Mariä-Entschlafens-Fasten. Es wäre gut, wenn wir in dieser Zeit nicht nur auf die chemische Zusammensetzung der Nahrung achten, sondern auch auf den geistigen Zustand unseres Herzens. Schade, dass wir keinen speziellen «Herzensfasten» haben.

Versuchen wir in diesen zwei Wochen, unser Gehör und unseren Blick nach innen zu richten, sie von der äußeren Welt abzuwenden. Schließen wir alle äußeren «Öffnungen» unseres Herzens und bleiben wir mit uns allein.

Die spirituelle Erfahrung sagt, dass es keinen anderen Weg in die Ewigkeit gibt, als den Verstand im Herzen einzuschließen. Nur so kann man alles so sehen, wie es wirklich ist, und nicht so, wie es uns erscheint.

Die Parabel von der Musik der Ewigkeit

Eine alte Parabel erzählt, wie ein Mensch viele Jahre lang die Wahrheit suchte. Schließlich kam er zu einem wundersamen Brunnen, der alle Fragen beantwortete. «Geh ins nächste Dorf, – erklang es aus der Tiefe, – und an der Kreuzung zweier Straßen wirst du die Antwort finden». Aber an der Kreuzung sah der Wanderer nur Händler, die verstreute Stücke Holz, Metall und Draht verkauften. Enttäuscht ging er fort.

Jahre vergingen. Eines Nachts hörte er wunderschöne Musik. Ein Fremder spielte auf einer Sitar so, dass jeder Ton in die tiefsten Tiefen der Seele drang. Und das Herz fühlte: In dieser Musik liegt die Antwort. Als der Suchende das Instrument genauer betrachtete, sah er, dass es aus genau jenen Holz-, Metall- und Drahtstücken gemacht war, die er einst auf dem Markt gesehen hatte...

Unser Schicksal besteht aus verstreuten und scheinbar zufälligen Ereignissen. Aber wenn wir sie zu einem Ganzen verbinden, erhalten wir den Weg in die Unendlichkeit.

Unser Leben – das ist eine Melodie, deren Noten von einem genialen Komponisten geschrieben wurden.

Für jeden ist sie einzigartig. Aber es wird die Zeit kommen, da alle diese Melodien in einem einzigen universellen Orchester verschmelzen werden, in dem jeder seine eigene Partie hat. Bis dahin lernen wir nur, so zu klingen, dass wir die große Harmonie der unendlichen Musik der Ewigkeit nicht verderben.

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